Erfolg dank Erfahrung – Paul Hummel im Interview

Mittwoch, 10. Februar 2021 Hintergrund

Paul Hummel ist Experte bei «adlatus», dem schweizweiten Kompetenznetzwerkes für KMU. Er begleitet und berät Tocco seit Sommer 2019.

Herr Hummel wie haben Sie die Erfahrungen gesammelt, die Sie weitergeben?

Als junger Ingenieur war ich als Produktmanager einer Schweizer KMU im industriellen Sektor verantwortlich für das Produktportfolio, die Erschliessung neuer Absatzmärkte in Asien und die Abwicklung von Projekten in der Automobilindustrie. Anschliessend habe ich im gleichen Unternehmen als Marketingleiter die externe Kommunikation für unsere Vertriebspartner in über 30 Länder aufgebaut und die letzten 26 Jahre bis zur Pension durfte ich als CEO die Gesamtverantwortung übernehmen. In all diesen Jahren habe ich erfolgreiche, aber auch herausfordernde und zum Teil sogar stürmische Zeiten erlebt. Diesen Erfahrungsschatz aus der Praxis an KMUs weiterzugeben ist das Ziel des Netzwerkes «adlatus».

Sie arbeiten seit rund eineinhalb Jahren mit Tocco zusammen. Können Sie uns sagen, wie die Zusammenarbeit zustande kam?

Da bei der Tocco AG die Inhaber sowohl im Verwaltungsrat als auch in der operativen Führung engagiert sind, bestand das Bedürfnis nach einer Person, die Inputs von aussen in das Unternehmen einbringt und Bestehendes, über die Jahre gewachsenes, kritisch hinterfragt. Die Inhaber wandten sich an «adlatus» und nach zwei ausführlichen Meetings und einem Konzeptvorschlag von «adlatus» bezüglich Ziele und Zusammenarbeit, haben sie sich für eine Zusammenarbeit mit uns entschieden.

Und wie haben Sie Tocco wahrgenommen? Als Experte mit langjähriger Erfahrung können Sie das Unternehmen hinsichtlich Unternehmenskultur und Organisation sicher gut einordnen.

Ich nahm Tocco als innovatives, kreatives Unternehmen im IT-Sektor war und stellte als Maschineningenieur einen erstaunlich grossen kulturellen Unterschied zum industriellen Sektor fest. Dies manifestiert sich in der Art wie Mitarbeitende intern kommunizieren oder zum Beispiel beim Entwicklungs- und Innovationsprozess per Scrum, dem Vorgehensmodell des Projekt- und Produktmanagements. Im Bereich der formalen Organisation war Tocco auf einem guten Niveau, jedoch mit Verbesserungspotential seitens Kundenausrichtung. Diese Anpassung ist inzwischen erfolgt.

Wie haben Sie sich das Wissen über Tocco angeeignet, um beratend eingreifen zu können?

Natürlich wollte ich wissen, wie Tocco im Markt positioniert ist, wer die Mitbewerber sind und wie sich der Markt mutmasslich entwickeln wird, aber mein Augenmerk gehörte in einem ersten Schritt der Strategie, den Finanzen, der Organisationsstruktur und der Projekt-Pipeline bzw. dem Sales Funnel.

Wie ist Ihre Rolle im VR definiert und wie arbeiten Sie konkret mit?

Als VR-Sekretär habe ich organisatorische Aufgaben und unterstütze den VR-Präsidenten. Ich achte aber auch darauf, dass man erstens den gesetzlichen und statutarischen Vorgaben gerecht wird, zweitens die im Organisationsreglement festgehaltenen Aufgaben wahrnimmt und drittens, für mich sehr wichtig, den Aufgaben Controlling, Riskmanagement und Strategieentwicklung die notwendige Zeit und Aufmerksamkeit schenkt.

Welche Schritte wurden aufgrund der ersten Erkenntnisse eingeleitet?

Wir haben uns auf drei Schwerpunkte konzentriert. Die Finanzen (Budgetprozess und Controlling), die Organisationsstruktur und die Marktbearbeitung. In allen drei Bereichen haben wir Massnahmen definiert und diese mittlerweile erfolgreich umgesetzt. Das Geschäftsjahr 2020 war für Tocco ein erfolgreiches Jahr.

Aus Ihrer Erfahrung, welche Tipps und Tricks können Sie immer wieder geben, respektive werden oft übersehen?

Es mag vielleicht etwas banal klingen, aber eine konsequente Budgetdisziplin, ein professionelles Cash Management sowie eine offene, stufengerechte interne Kommunikation haben bei vielen KMUs Verbesserungspotential. Tricks, da meine ich natürlich legale, braucht man vielleicht mal bei der Bilanzerstellung, aber sonst ist Management im wesentlichen pures «Handwerk». Ein Tipp habe ich allerdings schon; in kleineren Unternehmen wo das Management zugleich auch den Verwaltungsrat verkörpert, konzentriert man sich meist nur um das Tagesgeschäft. Für übergeordnete, strategische Fragen hat man scheinbar keine Zeit. Da hilft eine externe Unterstützung. Dies kann punktuell, temporär oder im Rahmen eines fortlaufenden Mandates erfolgen. Das nimmt auch spürbaren Druck vom VR und vom Management.

Führen Sie noch ähnliche Mandate?

Ja, unter anderem in einem Handelsunternehmen in der «Beauty»-Branche. Dort geht es um einen Generationenwechsel, aber die Herausforderungen im Bereich Management und Leadership sind sehr ähnlich. Man braucht in allen Branchen eine adäquate Strategie, effiziente Prozesse, ein sensibles Kostenbewusstsein und natürlich gute, motivierte Mitarbeiter, die in einer guten Organisationsstruktur eingebettet sein müssen.

Was wünschen Sie Tocco, wie sieht ihr «Traum-Tocco» aus?

Ich wünsche Tocco die richtige Balance zwischen Profitabilität und Wachstum. Der Markt wächst und Tocco wächst sogar etwas überproportional. Aber Wachstum bedingt zusätzliche Ressourcen, finanzielle und personelle. So gesehen wünsche ich mir eine Tocco, der es gelingt die notwendigen und richtigen Mitarbeitenden zu rekrutieren, um das Wachstum erfolgreich zu stemmen. Aber mit den Wünschen ist es ja eh so eine Sache. Benjamin Franklin soll mal gesagt haben: «Wenn die Hälfte unserer Wünsche erfüllt wäre, würden unsere Sorgen verdoppelt sein».

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